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Aufforsten und Energie gewinnen


Umgesetzt wird es von der Firma EMIL STEIDLE GMBH & CO. KG mit Unterstützung des Sigmaringer Landratsamts und einer Förderung des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Ein etwa 3500 Quadratmeter großes Versuchsfeld soll in den nächsten zehn Jahren nicht nur der Rekultivierung und Aufforstung dienen, sondern gleichzeitig der Energiegewinnung über eine Photovoltaikanlage. Dafür hat das Unternehmens eigens eine sechs Meter hohe Stahlkonstruktion entwickelt, die nach dem Ende des Versuchszeitraums rückstandsfrei versetzt werden kann. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) und dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. Dort läuft das Vorhaben als Bestandteil des Forschungsprojekts „Modellregion Agri-Photovoltaik Baden-Württemberg“. Gefördert wird es zudem vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, das 60 Prozent der zuwendungsfähigen Mehrkosten beisteuert.

„Die Energiegewinnung über Photovoltaikanlagen nutzen wir im Unternehmen schon jetzt überall dort, wo es möglich und sinnvoll ist“, sagt Inhaber und Geschäftsführer Hans Steidle. In seinen privaten Wäldern hat er zudem die Erfahrung gemacht, dass direkte Sonneneinstrahlung und die damit verbundene Trockenheit die Aufforstung erschweren. „So kam der Gedanke auf, diese Energie lieber positiv zu nutzen“, sagt Steidle. Geeignete Freiflächen für Photovoltaikanlagen zu finden, sei zudem eine Herausforderung – insbesondere bei dem Ziel, die Landwirtschaft nicht zu beeinträchtigen. Somit nahm der Geschäftsführer die Rekultivierungsflächen an der Quarzsandgrube in Rengetsweiler in den Blick.

Bäume unter den Photovoltaikmodulen an der Quarzsandgrube in Meßkirch-RengetsweilerNoch sind die Bäume klein. Wie sie sich unter dem Dach der Photovoltaikmodule in den kommenden Jahren entwickeln, ist Gegenstand des Pilotprojekts an der Quarzsandgrube in Meßkirch-Rengetsweiler. (Foto: Firma Steidle)

Seit 1975 wird dort Sand abgebaut. Ist der Vorrat in einem bestimmten Bereich erschöpft, muss die entsprechende Waldfläche wieder aufgeforstet werden. Das geschieht auf dem Versuchsfeld unter ganz bestimmten Bedingungen: Auf einem Teilbereich wurden junge Weißtannen und Nordmanntannen gepflanzt, darüber befinden sich die an der Stahlkonstruktion montierten Photovoltaikmodule. Direkt nebenan wachsen die neu gepflanzten Tannen auf einem ebenso großen Bereich, aber ohne die Überdachung.

„Uns interessiert vor allem, wie sich die Überdachung mit Photovoltaikmodulen auf das Wachstum der Bäume auswirkt“, sagt Stefan Kopp, Leiter des Fachbereichs Forst, der das Vorhaben ebenso unterstützt wie das Baurechtsamt. Im Detail geht es beispielsweise darum, welche Folgen die Beschattung durch die Module auf das Anwuchsverhalten, die Wasserversorgung und die Höhenentwicklung der Bäume hat. Das wollen auch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt und das Fraunhofer ISE herausfinden.

Der Strom aus der Photovoltaikanlage mit einer Spitzenleistung bis 135 Kilowatt peak kann mit einer kurzen Stromleitung vorrangig vom Quarzsandwerk vor Ort genutzt werden, beispielsweise für den Betrieb von Förderbändern oder Maschinen zum Waschen und Sieben des Sandes. „Den Überschuss speisen wir ins öffentliche Stromnetz ein“, sagt Hans Steidle. Doch der Unternehmer denkt jetzt schon weiter. „In Zukunft kann an geeigneten Orten, die aber keine Möglichkeit für einen Stromanschluss haben, nach dem gleichen Prinzip vielleicht dezentral Wasserstoff produziert werden.“

Spätestens, wenn die neu gepflanzten Bäume die Höhe der Photovoltaikmodule erreichen, soll die Anlage abgebaut und an anderer Stelle eingesetzt werden. Nach dem jetzigen Wissensstand gehen die Experten davon aus, dass das in etwa zehn Jahren der Fall sein wird – wenn der Versuchszeitraum endet. Bis dahin werden umfangreiche Messergebnisse der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt und des Fraunhofer ISE vorliegen. Darüber hinaus sind jährliche Ortstermine geplant, um das Wachstum der Bäume im Blick zu behalten. Schon nach zwei bis drei Jahren kann eingeschätzt werden, ob der Versuch positive Ergebnisse bringt. Falls ja, kann das Konzept auf weitere Flächen übertragen werden – beispielsweise Kalamitätsflächen, Rekultivierungsflächen oder Baumschulen mit niedriger Aufständerung.

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