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Ergreifendes Konzert endet mit Appell


Dieses fand im Rahmen der Interkulturellen Wochen des Landkreises im evangelischen Gemeindehaus an der Karlstraße in Sigmaringen statt. „Die durch nichts zu entschuldigenden Terrorakte der Hamas haben die Welt im Nahen Osten und auch den Charakter der Veranstaltung verändert“, sagte Pfarrer Matthias Ströhle zu Beginn der Veranstaltung mit dem jüdischen Kantor Yoed Sorek und der Künstlerin Marlis Glaser. Auf Bitten der beiden Künstler betete er ein Gebet für die Opfer des Angriffs der Terrormiliz am 7. Oktober auf Israel.

Seit er sich erinnern könne, lebe er in Israel mit der Bedrohung und dem Gefühl, im Krieg zu sein, ergänzte der in Jerusalem geborene Musiker Yoed Sorek. Das mache ihm Angst. Nach einer Schweigeminute stimmte er das Lied „Gib Frieden“ an – ein Gebet, das in den Synagogen häufig am Sabbat gesungen wird.

Fast 100 Zuhörerinnen und Zuhörer besuchen das Konzert
Fast 100 Zuhörerinnen und Zuhörer besuchen das Konzert unter dem Titel „Jerusalem – meine Muse“, das im Rahmen der Interkulturellen Wochen des Landkreises Sigmaringen stattfindet.

Zwischen den Liedern zeigte die aus Attenweiler stammende Künstlerin Marlis E. Glaser Bilder mit Motiven aus Israel. Die farbenprächtigen Werke zeigen die ästhetische Seite des Landes. Bewusst lenkte Glaser den Blick der knapp 100 Gäste dabei auf die kleinen Dinge wie Blumenmotive, Detailzeichnungen und Farbenspiele. Passend zu den Motiven wählte der Kantor der liberalen jüdischen Gemeinde in Hannover seine Lieder aus, die von liturgischen Gesängen über Vertonungen von Gedichten Else Laskar-Schülers bis zu Heinrich Heine reichten.

Sehr bewegend waren die Geschichten zu den Porträts, die Marlis Glaser von Überlebenden der Shoa angefertigt hatte. Seit mehreren Jahren interviewt und malt sie Menschen, die den Gräueltaten der Nationalsozialisten entkommen konnten, und setzt ihnen mit ihrem Projekt „Und Abraham pflanzte einen Tamariskenbaum“ ein Denkmal. Einen der Porträtierten, Eli Heymann, zitierte Marlis Glaser mit der Frage, wie es wohl gewesen wäre, wenn die Israeliten schon vor der Nazidiktatur einen eigenen Staat gehabt hätten – um umgehend zu ergänzen, dass dies für viele jüdische Mitbürger nun nicht mehr sicher sei.

Marlis Glasers Porträt von Eli HeymannKünstlerin Marlis Glaser hat Menschen porträtiert, die den Gräueltaten der Nationalsozialisten entkommen konnten – darunter Eli Heymann, den Glaser bei der Veranstaltung im Gemeindehaus mit der Frage zitierte, wie es wohl gewesen wäre, wenn die Israeliten schon vor der Nazidiktatur einen eigenen Staat gehabt hätten.

Mit einem bewegenden Aufruf von Yoed Sorek ging das Konzert nach anderthalb Stunden zu Ende. „Wir sollten nicht mit dem Finger auf die Politiker, auf die da oben zeigen, wenn in der Gesellschaft etwas falsch läuft“, sagte der Kantor. „Jeder einzelne hat die Verantwortung, seine Stimme gegen Rassismus und Antisemitismus zu erheben und Dinge zu ändern.“ Mit der Erinnerung an einen Menschen, der genau das im Nationalsozialismus getan hatte, endete das Konzert: Begleitet vom Kantor der evangelischen Kirchengemeinde sang Yoed Sorek gemeinsam mit den Anwesenden Dietrich Bonhoeffers Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“.

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