Die seelische Entwicklung

Von Wutausbrüchen und Mutausbrüchen: Bereits im zweiten Lebensjahr werden die Gefühle Ihres Kindes deutlich vielfältiger und differenzierter. Es sucht Ihre Nähe, zeigt aber auch schon deutlich Ärger und Wut. Der Hintergrund: Das Kind entdeckt jetzt sein eigenes „Ich“ und nimmt sich als eigenständiges Wesen wahr – mit eigenen Interessen, die sich nicht immer mit denen von Ihnen decken.

Mit Beginn des dritten Lebensjahres kommen dann eine Vielzahl an neuen Empfindungen wie Scham, Neid, Stolz oder Mitleid hinzu. Und mit ihnen einher geht oft ein wahres Wechselbad der Gefühle. Kein Wunder, wenn jetzt so viel scheinbar Gegensätzliches auf Ihr Kind einprasselt: Einerseits möchte es in dieser Phase eigenständig und andererseits sicher und beschützt sein. Es durchläuft in seiner seelischen Entwicklung einen steten Wechsel zwischen Wollen, Können und Müssen; zwischen Mut und Angst, zwischen dem Wunsch Grenzen zu erweitern und der Erfahrung, an Grenzen zu stoßen. Das führt fast zwangsläufig zu starken kindlichen Gefühlsausbrüchen und Stimmungsschwankungen, die in dieser Phase einfach dazu gehören. Auch wenn es anstrengend für Sie ist: Die Enttäuschung und Wut, oft auch als Trotzverhalten bezeichnet, sind wichtig für die Entwicklung Ihres Kindes und seine schrittweise Lösung von den Eltern. Jetzt lernt es, seinen Willen wahrzunehmen und sich auch gegen Widerstände durchzusetzen. Wichtig ist, dass Sie sich von diesen starken Gefühlen nicht anstecken lassen und wissen, dass Sie diese nicht persönlich nehmen dürfen, weil sie im Grund nichts mit Ihnen zu tun haben. Ihr Kind muss einfach erst noch erfahren, wie es mit solchen starken Emotionen umgehen kann und lernen, dass es andere Menschen im Ausdruck seiner Gefühle nicht beleidigen oder verletzten darf.

Dazu braucht es Ihre Unterstützung! Wie diese aussehen könnte? Sprechen sie beispielsweise mit Ihrem Kind darüber, wie es mit unangenehmen Gefühlen wie Angst, Enttäuschung oder Wut umgehen kann.

Versuchen Sie Ihrem Kind ein Vorbild zu sein und ermutigen Sie es, seine Gefühle wahrzunehmen und zu kommunizieren. Wenn das Kind sich ernst genommen fühlt, ist das in dieser Phase (und auch in allen weiteren) ein wertvolles Signal.  
 
Übrigens gehören Ängste in all ihren Variationen in dieser Entwicklungsphase zu diesen „unheimlich“ starken Gefühlen dazu und sind – auch wenn es dabei um Fantasiegestalten wie Monster, Hexen oder Geister geht – für Ihr Kind eine echte Bedrohung. Aber auch die Angst vor realen Gefahren wie einem Gewitter, Einbrechern oder einem Feuer ist unter Drei- bis Sechsjährigen stark verbreitet. Auf Platz 1 der kindlichen Ängste ist dabei häufig die Furcht, von den Eltern getrennt zu sein. Wenn Kinder also Angst haben oder Ihre Nähe suchen, dann weil sie fest daran glauben, dass sie in Gefahr sind und nicht, weil sie etwas Bestimmtes erreichen oder erzwingen wollen.

Die meisten Ängste verschwinden nach einer Weile wieder, manche erweisen sich jedoch als ziemlich hartnäckig. Wenn Sie das Gefühl haben, die Angst nimmt im Leben Ihres Kindes überhand, können Sie mit Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin darüber sprechen.

Auch die Trotzreaktionen und Gefühlsausbrüche bleiben natürlich nicht für immer. Häufig ist es so: Je besser Ihr Kind sprechen und sich ausdrücken kann, desto seltener werden die starken Gefühlsausbrüche. Denn nun hat der Nachwuchs einen Weg gefunden, diese Emotionen in Worte zu fassen und somit anders auszudrücken.  
Bis dahin kann es jedoch ein manchmal langer und steiniger Weg sein. Falls sich Ihr Sprössling anhaltend unter keinen Umständen beruhigen lässt und auch mit Ihrer Hilfe nicht lernt, sich nach und nach selbst zu regulieren, sind die folgenden Fachkräfte und -stellen für Sie da:

Unterstützung des Landratsamts

Fachstelle Familie am Start

Weitere Angebote im Landkreis

Erziehungsberatungsstelle

Kinderärzt*innen 

KJP Mariaberg

SPZ Ravensburg

SPZ Konstanz

SPZ Ulm