Die geistige Entwicklung

Wie gerne würden wir wissen, was genau in den Köpfen unserer Kleinkinder vorgeht! Tatsächlich ist die geistige Entwicklung ein vielschichtiger Reifungs- und Entwicklungsprozess, der eng verknüpft ist mit der Entwicklung in allen anderen Bereichen, wie der Beweglichkeit, der sinnlichen Wahrnehmung und der Sprachentwicklung. Fest steht: Im Denken macht Ihr Kind nun eine Reihe großer Fortschritte. Zum Beispiel kann es einen Gegenstand mit seinen charakteristischen Merkmalen speichern und sucht ihn dort, wo er tatsächlich auch versteckt wurde. Es entwickelt schrittweise seine räumliche Vorstellung und zeigt im Spiel eine besondere Vorliebe für alles, was ein- und ausgeräumt werden kann und sich stapeln lässt. Handtaschen und Küchenschubladen sind da keine Ausnahme. 
Darüber hinaus beginnt Ihr Kleinkind nun zunehmend, sich für die Funktion und Handhabung von Gegenständen zu interessieren und macht auch eifrig nach, was die Großen tun: z.B. telefonieren, Haare bürsten oder mit Besteck essen. Diese Spiele und das Nachahmen sind wertvoll und wichtig, damit sich das Kind im Alltag besser orientieren kann. Es entwickelt jetzt auch immer mehr ein Verständnis und Wissen darüber, wie Dinge miteinander zusammenhängen. Aha: Wenn ich auf die Klingel drücke, ertönt ein Geräusch. Wenn ich den Ball loslasse, fällt er auf den Boden.  
Und noch etwas Spannendes wird dem Kleinkind ab etwa 18 Monaten klar: Gegenstände können sich voneinander unterscheiden oder gleichen und es macht viel Spaß, sie nach ihren Eigenschaften (weich, rund, grün) zu sortieren.  
 
So kommt es, dass Ihr Kind gegen Ende des 2. Lebensjahres eine (im wahrsten Sinne) greifbare Vorstellung von Gegenständen und Handlungen entwickelt hat und sich beides beim Spiel immer wieder einprägt. Dazu gehört auch, dass es sich Gegenstände einfach denken kann, wenn sie gerade nicht zur Hand sind. Das unsichtbare Telefon oder das Stöckchen, das zur Gabel wird, sind der beste Beweis dafür. Wo wir gerade bei der Vorstellungskraft sind: Ab einem Alter von etwa zwei Jahren entwickeln Kinder eine ungeheure Phantasie – deshalb wird diese Zeit auch oft die „magische Phase“ genannt. Hexen, Monster unter dem Bett oder den Osterhasen gibt es jetzt wirklich. Seine Träume und alles, was sich Ihr kleines Kind vorstellen kann, sind jetzt ein Teil seiner aufregenden Realität.

Ihr Kind kennt zwar jetzt die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung, glaubt aber oft, dass es selbst mit seinem eigenen Tun und Denken die Ursache für alles ist. Es hat noch kein Verständnis von Zeit oder von der Tatsache, dass andere Menschen die Welt anders sehen oder erleben als es selbst. Das ist ganz schön viel Neues für so einen kleinen Menschen. Und auch mit der sprachlichen Entwicklung erweitert sich seine Welt und wird nochmals neu geordnet.