„Das kann ich schon allein!“ Diesen Satz werden Sie schon bald häufiger von Ihrem Kind hören. Denn es beginnt langsam immer selbständiger zu werden. Es möchte sich selbst als wirksam erleben und alles selbst schaffen. Wenn Sie es in diesem Wunsch bestärken und unterstützen (auch wenn es vermutlich deutlich schneller wäre, wenn Sie es selbst machen), schenkt das dem Kleinkind Selbstvertrauen und ein gesundes Selbstwertgefühl. Trotz allem werden Sie merken, dass Ihr Kind immer noch ein starkes Bedürfnis nach Ihrer Nähe und Rückversicherung hat – gerade, wenn etwas nicht auf Anhieb gelingt oder so läuft, wie es das gerne hätte.
Diese Gratwanderung wird Sie übrigens auf Ihrer gesamten Reise durch die kindliche Entwicklung begleiten: Auf der einen Seite steht der Wunsch nach Schutz, Geborgenheit und Fürsorge und auf der anderen das Bedürfnis nach Selbständigkeit und eigenständigen Erfahrungen.
Nur wenn Kinder in den ersten Lebensjahren Geborgenheit und Zuwendung erfahren, entwickeln sie das nötige Selbstvertrauen und die notwendige Neugier, um sich neuen und unbekannten Situationen und Menschen zu stellen.
Wie bereits angedeutet, entdeckt Ihr Kind zwischen 1 und 3 Jahren seinen eigenen Willen und seine eigenen Bedürfnisse und spricht von sich dann auch nicht mehr in der 3. Person. Dazu gehört auch, dass es erfährt, dass sich manche Wünsche nicht erfüllen und dass sein Handeln Folgen hat, die auch mal unangenehm sind. Das große Dilemma ist: Es möchte alles allein machen und auf eigene Faust die bunte Welt entdecken – und merkt gleichzeitig, dass es das eben nicht immer kann. Die Gefühle, die durch all diese neuen Erfahrungen und Erkenntnisse hervorgerufen werden, sind manchmal ganz schön verunsichernd. Und deshalb beginnt nun auch für das Umfeld eine schwierige Zeit, die von vielen auch als Trotzphase bezeichnet wird. Jetzt braucht das Kind beides von Ihnen: Halt und Loslassen. Das Verständnis der Eltern für seine Gefühle und die nötige Unterstützung, um diese einordnen und sich wieder beruhigen zu können. Was Ihnen als Familie in dieser Phase helfen kann, sind klare Grenzen. Denn in Zeiten, in denen das Kind unsicher ist, braucht es Sie als Leuchtturm, der auch bei stark aufgewühlter See eine klare Orientierungshilfe bietet. Wenn Sie alles erlauben und selbst hin- und herschwanken, tun sie Ihrem kleinen Trotzkopf letztlich keinen Gefallen.
Eine weitere große Entwicklungsaufgabe in diesem Alter ist der Aufbau von Beziehungen zu anderen Menschen – zu Gleichaltrigen und Personen außerhalb der Familie. Bisher war Ihr Kind nur mit seinen Bezugspersonen zusammen und konnte sich auf die Sicherheit der gewohnten Umgebung verlassen. Jetzt beginnt es sich langsam daraus zu lösen und selbstständig zu werden. Wenn es bei anderen vertrauten Menschen – wie den Großeltern oder der Bezugsperson in der Kita – ist, kann es Ihre kurze Abwesenheit meist gut verkraften. Zumal nun auch der Kontakt zu anderen Kindern interessant wird. Und auch wenn es sich zunächst eher um ein Nebeneinander als ein Miteinander handelt, profitieren Kinder in ihrer sozialen Entwicklung vom Zusammensein mit anderen Kindern. Allerdings sind sie frühestens im Verlauf des 3. Lebensjahres in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen und Zusammenhänge und Beweggründe zu verstehen – zum Beispiel, dass der Junge auf dem Spielplatz weint, weil er hingefallen ist.
Das Spielen und der Umgang mit anderen Kids bringt nun immer mehr Spaß, ganze neue Anregungen und erweitert den Erfahrungshorizont Ihres Kleinkinds. So lernt es zum Beispiel, sich auf die Interessen anderer einzustellen. Eine wertvolle Fähigkeit für sein soziales Leben in der Zukunft!