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Abfallwirtschaft

Wohin denn damit?


„Ich zahle doch auch dafür!“ Ein Satz, der bei Diskussionen auf den Entsorgungsanlagen immer wieder fällt. Die Bereitschaft, dafür zu zahlen, hilft aber leider nicht. Aus der gesetzlichen Verpflichtung seine Abfälle getrennt zu sammeln kann man sich nicht freikaufen. Die Mitarbeiter der Kreisabfallwirtschaft sind dementsprechend verpflichtet, darauf zu achten, dass die Abfälle getrennt erfasst werden.

Der Satz wirft aber zwei Grundsatzfragen auf: „Was muss getan werden, damit die Bereitschaft steigt, seine Abfälle richtig zu trennen?“ und „Wo liegt der Preis dafür, seine Abfälle richtig zu entsorgen?“

In den vorhergehenden Teilen „Wohin denn damit?“ haben wir über die Abfallentsorgung im Landkreis Sigmaringen im Allgemeinen und die großen Wertstofffraktionen Papier, Pappe und Kartonagen, die Gelbe Sack-Sammlung, Elektrogeräte und Grüngut berichtet.

Abschließen wollen wir mit dem Thema Rest- und Sperrmüll nochmals den Gedanken der Getrennterfassung von Wertstoffen und der Müllvermeidung aufgreifen.

Dies als eine unserer Antworten darauf, was getan werden muss: Unsere Bürger zu informieren.

Wie ist Sperrmüll eigentlich definiert? Sperrmüll ist grundsätzlich der Abfall, der nicht über die Sammlung vor Ort entsorgt werden kann, sprich, alles was zu groß für die Tonne ist.

Über diese Definition sieht man aber auch, dass es sich hierbei nicht zwingend um Restmüll handeln muss.

Das alte Bettgestell oder der Schrank aus Holz, passt zwar nicht in die Tonne, ist aber ein Wertstoff. Jährlich werden im Landkreis Sigmaringen rund 4.300 to Altholz erfasst, die anschließend gebrochen, sortiert und dann zum Beispiel in der Spanplattenindustrie als Rohstoff wieder zum Einsatz kommen. Daher ist es auch wichtig, dass hier keine imprägnierten Hölzer entsorgt werden. Schließlich will keiner Herbizide oder Fungizide in seinen Möbeln.

Auch die Badewanne aus Stahl, das Fahrrad oder das Blechregal sind Wertstoffe, die es sich lohnt getrennt zu erfassen. Immerhin werden jährlich im Landkreis Sigmaringen rund 1.450 to Stahlschrott erfasst. Und mit zunehmender Rohstoffknappheit und -preisen erfreut sich auch Stahlschrott zunehmender Beliebtheit in Entsorgerkreisen.

Der Begriff „Wertstoff“ ist aber meistens irreführend. Für die meisten getrennt erfassten Wertstoffe übersteigen die Kosten der Sammlung die Erlöse aus der Verwertung z.B. beim Papier, Pappe und Kartonagen. Für viele „Wertstoffe“ muss für die Verwertung sogar gezahlt werden, zum Beispiel Grüngut oder Altholz. Dennoch können diese Wertstoffe in haushaltsüblichen Mengen (1 cbm) auf den Wertstoffhöfen als Gebührenzahler des Landkreises kostenlos abgegeben werden. Die Abgabe von „Wertstoffen“ soll schließlich nicht bestraft werden.

Der Satz „Ich zahle doch auch dafür!“ zeigt: Umsonst scheint nicht genug zu sein. Für die Abgabe von Abfällen aber zu bezahlen, um dies anschließend über die Grundgebühr zu refinanzieren, würde das System aber ad Absurdum führen.

Für Restmüll muss im Gegensatz zu Wertstoffen ab dem ersten Kilo bezahlt werden. Somit soll ein Bewusstsein für die Folgen des Konsums geschaffen werden. Somit wird, wer sich eine neue Wohnzimmereinrichtung kauft, sich zum Beispiel unmittelbar bewusst, dass auch für die Entsorgung des bisherigen Sofas gezahlt werden muss.

Die Gebühr für die Restmüllentsorgung sollte ein Anreiz zur getrennten Entsorgung der Schrankwand, da Altholz und umsonst, zum Sofa sein.

Noch besser wäre, die vielleicht noch gebrauchstaugliche Wohnzimmereinrichtung zum Beispiel über die Gebrauchtwarenbörse des Landkreises (www.gebrauchtwarenboerse-sig.de)

zu verschenken. Kein Abfall, keine Kosten.

„Dann liegt bald viel mehr Müll im Wald“ wird bei Gebührenerhöhungen oft entgegnet. Aber trotz historisch niedriger Entsorgungsgebühren im Jahr 2018 von unten 100 € pro Tonne wurden knapp 80 Tonnen wilder Müll von der Kreisabfallwirtschaft erfasst.

Das Müllheizkraftwerk im Industriegebiet Ulm-Donautal erzeugt aus den hier verbrannten Abfällen Strom und Wärme, welche in das Strom- und Nahwärmenetz von Ulm eingespeist wird. Hier wurden im Jahr 2020 rund 18.500 to Abfälle aus dem Landkreis Sigmaringen verbrannt.

Im Jahr 2012 waren dies aber noch nur rund 12.100 Tonnen. Zunehmender Wohlstand und damit Konsum mag ein Grund für die rasante Zunahme an Restmüll sein. Aber aufgrund der Erfahrungen vor Ort, könnten in vielen Fällen auch Wertstoffe konsequenter getrennt erfasst oder sogar vermieden werden

Nämlich vor allem beim Restmüll gilt: Der beste Abfall ist der, der gar nicht anfällt. Und auch für auf den ersten Blick scheinbar unlösbare Fragestellungen bieten die Unverpackt-Läden im Landkreis Möglichkeiten, wie es auch ohne oder zumindest mit weniger geht.

Noch Fragen? Die Mitarbeiter der Abfallberatung stehen Ihnen gerne zur Verfügung:

Telefon 07571 / 102 – 6677 oder  E-Mail: Abfallberatung-KAW(at)LRASIG.de

Weitere Informationen erhalten Sie in der Abfall-App der Kreisabfallwirtschaft oder auf der Homepage des Landkreises unter www.landkreis-sigmaringen.de.