Hintergrund
Die Anzahl der Hausärzte im Landkreis Sigmaringen hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verringert. Im Planungsbereich Pfullendorf liegt der hausärztliche Versorgungsgrad nur noch bei 74,2 %, im Planungsbereich Bad Saulgau bei 79,2% und im Planungsbereich Sigmaringen bei 86,3% (Stand 2/2023).
Ziele & Maßnahmen
Langfristig werden sechs strategische Primärversorgungsziele angestrebt. Kurz- und mittelfristige, vorgeschaltete Ziele sollen helfen, auf dem Weg zu den sechs ambitionierten Zielen gut voranzukommen. Passend zu den Zielen wurden außerdem Maßnahmenpakete geschnürt, mit deren Umsetzung bereits begonnen wird.
Übersicht Ziele und Maßnahmen
- Etablierung von zwei Netzwerkmanagern in Bad Saulgau und Pfullendorf
- Etablierung eines Gesundheitsförderers für den ganzen Landkreis Sigmaringen
- Konzeption eines sicheren Datentransfers
Maßnahmen: Schulungen und Informationsvermittlung zu digitalen Anwendungen (z.B. KIM) über unterschiedliche Kanäle
Festlegung digitaler Daten (z.B. Medikationsplan) und Prüfung der Möglichkeiten zur digitalen Ablage
- Reduktion der Anzahl an (chronisch kranker) Patientinnen und Patienten ohne Primärversorgung Maßnahmen: Informationssystem für Patientinnen und Patienten (z.B. Information über Bagatellerkrankungen)
Prüfung der Möglichkeiten zur Verbesserung der Mobilität von Patienten
Schulungen von Angehörigen; bedarfsgerechte Präventionsmaßnahmen für Patienten in verschiedenen Settings
Prüfung der Möglichkeiten zur Verbesserung der Erreichbarkeit Ärzte/medizinisches Personal
- Strukturierte empirische Erhebung des IST-Zustandes Maßnahmen: Primär- und Sekundärdatenerhebung und -auswertung
Bestandsanalyse zur Terminkoordination
Bestandsanalyse der Behandlungspfade
Bedarfserhebung zur medizinischen Vorberatung in der Apotheke
Bedarfserhebung der Wünsche entlastender Dienstleistungen in den Praxen
Bedarfserhebung der Ausbildung zur NäPa/VERAH
- Erstellung eines Qualitätssicherungskonzeptes für die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität Maßnahmen: Indikatorenbildung auf Grundlage der verfügbaren Daten
- Öffentlichkeitsarbeit zur Förderung des Gesundheitsniveaus und der Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten/ Erweiterung der Informationsvermittlung an die Patientinnen und Patienten
Maßnahmen:
Gesundheitsaktionen vor Ort
Informationssystem für Patientinnen und Patienten
- Erstellung und Umsetzung des Kooperationsmodells
Maßnahmen:
Erstellung einer Kooperationsvereinbarung
Organisation von Netzwerktreffen
Austauschplattform
- Unterstützung neuer Ärzte zur Niederlassung im LK Sigmaringen
Maßnahmen:
Zielgruppenspezifische Einstiegsseiten auf Landkreis-Homepage platzieren
Erstellung einer Maske für Homepage der Gemeinden
Prüfung der Möglichkeiten zur Verbundweiterbildung für Allgemeinmediziner im Landkreis Sigmaringen
- Entlastung der Ärzte durch Delegation nichtärztlicher und ärztlicher Aufgaben
Maßnahmen:
Prüfen der Möglichkeiten zur Implementierung der NäPa und/oder VERAH-Ausbildung (ortsnah)
Prüfen der Möglichkeiten entlastender Dienstleitungen in Praxen
Abklärung des Leistungsangebots der Beratung in der Apotheke
- Plausibilität der ökonomischen Zukunftsfähigkeit wird durch den AK Primärversorgung festgestellt
Maßnahmen:
Erstellung eines finanziellen Nachhaltigkeitskonzepts (personell, finanziell, materiell, institutionell)
- Integration betrieblicher Gesundheitsförderung im Netzwerk
Maßnahmen:
Information über bestehende und neue betriebliche Gesundheitsförderung
Generierung neuer BGF-Angebote
- Aufbau eines unterstützenden Netzwerks für an der medizinischen Versorgung Beteiligte (z. B. Kinderbetreuung)
Maßnahmen:
Information zu und Unterstützung bei der Nutzung vorhandener Strukturen
- Definition der kurativen Behandlungspfade für die wichtigsten Erkrankungen auf Grundlage der Epidemiologie und nationaler Versorgungsleitlinien
Maßnahmen:
Bedarfsgerechter (regionaler) Ausbau und Aufbau von Behandlungspfaden
Behandlungspfad zur Notfallversorgung prüfen und ggf. ausbauen
Beteiligte
-
Folgende Akteure sind am Aufbau der Primärversorgungsnetzwerke beteiligt:
- Das Steuerungsgremium der Kommunalen Gesundheitskonferenz Landkreis Sigmaringen gibt die Leitlinien vor.
- Der Arbeitskreis „Medizinische Primärversorgung“ ist in Bedarfs- und Bestandsanalysen eingebunden. Er erarbeitet die Konzeption der Primärversorgung und legt Maßnahmen fest. Er ist in die Umsetzung der Maßnahmen eingebunden und an der anschließenden Evaluation beteiligt.
Mitglieder des Arbeitskreises
Unter der Leitung von Frau Landrätin Bürkle wirken Herr Sozialdezernent Schillinger und Vertretende folgender Professionen im Arbeitskreis mit:
- Hausärztinnen und Hausärzte
- Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg
- Krankenkassen
- Kreisärzteschaft Landkreis Sigmaringen
- SRH-Klinik Sigmaringen
- Kommunen
- Fachbereich Gesundheit
- Landratsamt Sigmaringen
- Die Netzwerkgruppen in Bad Saulgau und Pfullendorf bringen kleinräumige lokale Bedarfe ein und schlagen Maßnahmen zur Verbesserung des lokalen Versorgungsnetzwerkes vor. Betreut werden diese durch die Netzwerkmanager.
Mitglieder der Netzwerkgruppen
Die Netzwerkgruppen setzen sich aktuell zusammen aus
- der Bürgermeisterin bzw. dem Bürgermeister der jeweiligen Städte,
- vier bis fünf Vertretern der Hausärzte und
- je einer Vertreterin bzw. einem Vertreter der Pflege, der Therapie und der Apothekerschaft
- Projektgruppe im Fachbereich Gesundheit
Eine Gruppe aus Gesundheitswissenschaftlern und Medizinern arbeitet kontinuierlich am Thema Primärversorgung.
- Eine Forschungsgruppe der SRH Hochschule um Prof. Erwin Selg und Prof. Lutz Hager begleitet die Aktivitäten der Arbeitsgruppen.