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Migration und Integration

Geflüchtete schaffen neuen Lebensraum


Damit schufen die Männer aus der Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises Sigmaringen in Mengen in den vergangenen Tagen wieder hochwertigen Lebensraum und Nahrung für Amphibien, Insekten und eine Vielzahl an Vogelarten geschaffen.

Weil eine Befahrung mit schwerem Gerät nicht möglich ist, war Handarbeit gefragt: Unter der Anleitung von Heinz Brandt, der in Pfullendorf das Landschaftspflege-Unternehmen „Die Grünwerkstatt“ betreibt, und seinem Team brachten die Männer kleinste Weiden und dickste Äste auf eine angrenzende Wiese, um das Material dort zum Abtransport bereitzulegen. Unterstützt wurden die Helfer von Josef Warnke aus Herdwangen-Schönach, der für das Projekt einen Traktor mit Seilwinde zur Verfügung stellte. Nachdem der Biolandwirt ihnen Anwendung und Funktionsweise erklärt hatte, konnten diese das Großgerät auch selbstständig bedienen.

1998 war die Fläche noch als vielfältiges Feuchtbiotop mit Sauergräsern, Schilf, Grauweiden und typischen, feuchteliebenden Hochstauden wie Mädesüß und Blutweiderich in der Biotopkartierung hervorgehoben. Infolge mangelnder Pflege übernahmen jedoch dichte Weidengebüsche die Fläche, die ihre ökologische Funktion dadurch stark einbüßte: Wegen der starken Beschattung konnten sich Amphibienlarven und Wasserinsekten nicht mehr entwickeln und der Wuchs blütenreicher Stauden war stark eingeschränkt.

Die Geflüchteten mit der Integrationsbeauftragten Sanja Mühlhauser (Vierte von rechts), Josef Warnke (Dritter von rechts) und Heinz Brandt (Fünfter von rechts)Auf Initiative der Integrationsbeauftragten Sanja Mühlhauser (Vierte von rechts) und mit Unterstützung von Josef Warnke (Dritter von rechts) und Heinz Brandt (Fünfter von rechts) räumen die Geflüchteten aus der Gemeinschaftsunterkunft in Mengen das Feuchtbiotop an der Ablach frei.

Um eine solche Verbuschung in Zukunft zu verhindern, soll das Feuchtbiotop nun wieder regelmäßig gepflegt werden. Je nachdem, wie sich Flora und Fauna entwickeln, entscheidet sich, ob die Fläche gemäht oder beweidet wird. Für Amphibien, Insekten und Vögel ist die Ausgleichsmaßnahme aber bereits jetzt ein großer Zugewinn: Die vielen kleineren und größeren Wasserflächen bieten ihnen wieder hochwertigen Lebensraum und Nahrung.

Die Geflüchteten gingen vom ersten Tag an motiviert ans Werk. Heinz Brandt erkannte schnell, dass er Unterstützer hat, die „arbeiten können, sehen, was zu tun ist und nicht rumstehen“, wie er sagt. In den Pausen ergab sich zudem immer wieder die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. So berichtete Sayed, der 2023 aus Afghanistan nach Deutschland geflohen ist, von seinem Jurastudium in Afghanistan und seiner Tätigkeit als jungem Rechtsanwalt. Er lehnt die Herrschaft der Taliban in seiner alten Heimat ab, bemängelt, dass seine Schwester nicht zur Schule darf und sieht Deutschland als seine neue Heimat. Aktuell lernt er mittels Internetvideos Deutsch und hofft, bald einen Platz in einem Deutschkurs zu bekommen. Nebenbei würde er gerne arbeiten. „Ich bin jung, ich kann arbeiten“, sagt er. Große Hoffnungen, dass sein Studienabschluss in Deutschland anerkannt wird, macht er sich jedoch nicht.

Die Biotoppflege ist Bestandteil des Naturschutzkonzepts, das als Ausgleich für die Errichtung der Unterkunft in Mengen erarbeitet wurde. Organisiert wurde die Aktion vom Fachbereich Migration und Integration des Landratsamts Sigmaringen. Sanja Mühlhauser, Integrationsbeauftragte des Landkreises, rekrutierte die freiwilligen Helfer. Gerne würden die Geflüchteten als Minijobber oder sozialversicherungspflichtig Beschäftigte arbeiten. Arbeitgeber, die bereit sind, einen zupackenden Geflüchteten auch ohne Deutschkenntnisse nach den Vorgaben des Mindestlohns zu beschäftigen, können sich per E-Mail an sanja.muehlhauser(at)lrasig.de an die Integrationsbeauftragte des Landkreises wenden.

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