Ausstellung mit „Schätzen“ des Kreisarchivs
Genäht, geheftet und gebüschelt: Akten preußischer, badischer und württembergischer Vorgängerbehörden des heutigen Landratsamtes Sigmaringen (Vorlage: Kreisarchiv Sigmaringen)
Nach der Begrüßung durch Landrätin Stefanie Bürkle führt Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber in die Ausstellung ein. Wolfram Karrer sorgt am Akkordeon für die musikalische Umrahmung der Vernissage. Die Ausstellung ist bis 12. März 2023 jeweils von Freitag bis Sonntag sowie feiertags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. An den Sonntagen, 4. und 18. Dezember 2022, 8. und 22. Januar sowie 12. Februar 2023, finden jeweils um 15 Uhr Sonderführungen durch die Ausstellung mit ihren fünf Abteilungen zum Behördenarchiv, der kommunalen Archivpflege, den Sammlungen und Nachlässen, der historischen Forschung und Öffentlichkeitsarbeit sowie der Dienstbibliothek und der Hohenzollerischen Landesbücherei statt. Zur Ausstellung ist ein Katalogbuch erschienen, das für 9,50 Euro in der Kreisgalerie sowie beim Kreisarchiv erhältlich ist.
Insgesamt 150 historische Archivdokumente wurden aufgrund ihres inhaltlichen Aussagewerts, aber auch nach ästhetischen Gesichtspunkten für diese Präsentation ausgewählt: Die Bandbreite reicht von einer Urkunde des 14. Jahrhunderts bis zu Wahlkampfplakaten einer Bürgerbefragung von 1971 zur Kreisreform, vom ältesten Sigmaringer Stadtplan und der ältesten Lokalzeitung, beide von 1809, bis zum Kreisfilm von 1983, von einer Unterschriftenliste der Altkatholiken aus dem Meßkircher Kulturkampf von 1874 bis zum erschütternden Dokument der Entlassung von Psychiatriepatienten des Sigmaringer Landeskrankenhauses 1940/41 in die Gaskammern des NS-Regimes, von Bauplänen für das Erzbischöfliche Studienheim St. Fidelis in Sigmaringen von 1930/31 bis zum Baugesuch von Albert Nothdurft für die Errichtung einer Möbelfabrik in Pfullendorf 1956, von der Ladung der Bewohner Hohenzollerns zur Erbhuldigung für den preußischen König als neuem Landesherrn 1851 auf dem Zollerberg bis zum Wahlplakat zur Volksabstimmung über die Bildung des Südweststaats 1950, von posierenden Motorradfahrern in der Göge in der Zwischenkriegszeit bis zum Foto von der Einweihung eines Stauffenberg-Gedenksteins 1964 in der Bundeswehr-Kaserne Sigmaringen.
Das Kreisarchiv ist das Gedächtnis des Landkreises Sigmaringen. Mit seiner aktuell 2250 laufende Regalmeter umfassenden behördlichen Überlieferung des Landratsamtes und dessen badischen, hohenzollerischen und württembergischen Vorgängerbehörden sowie den ergänzend aufgenommenen privaten Sammlungen und Nachlässen, dem bis 1809 zurückreichenden Zeitungsarchiv sowie umfangreichen Beständen an Fotos und Bildpostkarten, Stichen, Karten, Plänen und Plakaten ist das 1989 eingerichtete Kreisarchiv die historische Datenzentrale des Landkreises mit einem Schwerpunkt auf dem 19. und 20. Jahrhundert. Im Rahmen der kommunalen Archivpflege unterstützt das Kreisarchiv subsidiär die kreisangehörigen Städte und Gemeinden bei der Sicherung und Erschließung der kommunalen Archivüberlieferung.
Neben der konservatorischen und mitunter auch restauratorischen Sicherung sowie der Ordnung und Verzeichnung einmaliger Dokumente aus der Verwaltungstätigkeit des Landkreises und der Gemeinden ist das Kreisarchiv auch mit der Erforschung und öffentlichen Vermittlung der Kreisgeschichte beauftragt. Zahlreiche Bücher, Aufsätze, Vorträge, Ausstellungen, Exkursionen und Führungen in den letzten drei Jahrzehnten zeugen von dieser intensiv wahrgenommenen kreishistorischen Tätigkeit, die vielfach in partnerschaftlicher Kooperation mit Geschichts- und Heimatvereinen innerhalb wie außerhalb des Landkreises, mit Kommunen und Nachbarkreisen erfolgt und das Wissen der Bevölkerung um die Geschichte des eigenen Lebensraums vermehren und auch das Regionalbewusstsein fördern soll.