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Gesundheit

Ausgangssperre und weitere Einschränkungen ab Donnerstag


Das Coronavirus breitet sich im Landkreis Sigmaringen immer stärker aus. Das Landesgesundheitsamt hatte gestern für den Kreis Sigmaringen aus bislang ungeklärtem Grund mit Null neuen Fällen gerechnet und eine Inzidenz von 182,7 angegeben. Der Kreis hatte aber 55 Fälle gemeldet. Die Inzidenz müsste daher ca. 246 betragen. Der Fehler wird zur Stunde noch korrigiert.

Momentan sind 465 Personen infiziert, 1297 Personen befinden sich in Quarantäne.

In der vergangenen Woche infizierten sich vor allem Kinder und junge Menschen. Rund 30% der Infizierten sind unter 30 Jahre alt. Daraufhin reagierte der Landkreis am Freitag mit der kompletten Schließung von 11 Kindertageseinrichtungen in denen Infektionen auftraten, mit Wechselunterricht für 15 Schulen, in denen Infektionen auftraten, sowie mit der Verpflichtung für den Einzelhandel, nur noch einen Kunde pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche in den Laden zu lassen.

Trotz der Maßnahmen gab es immer mehr Ansteckungen. „Die letzten Tage haben gezeigt, dass das Virus mitten unter uns ist. Die Ansteckungen im Alltag, in den Familien oder am Arbeitsplatz nehmen zu“, beschreibt Dr. Ulrike Hart vom Gesundheitsamt die Lage. Der 7-Tage-R-Wert im Landkreis beträgt aktuell 1,3  Dies bedeutet, dass ein Infizierter 1,3 Personen ansteckt. Es ist also zu befürchten, dass sich die Zahl der Infizierten ohne Gegensteuern innerhalb einer Woche nochmals um 30% steigert. Um das exponentielle Wachstum zu brechen, ist aber ein Absinken unter 1,0 notwendig.

Die am Freitag getroffenen Maßnahmen reichten angesichts der nach wie vor steigenden Ansteckungen auch abseits von Schulen und Kindergärten nicht mehr aus.

„Erinnern wir uns zurück: Vor einem Jahr haben wir es nach Studien des RKI geschafft, die erste Welle zu brechen, in dem wir unsere Kontakte und die Mobilität um 40% reduziert haben. Auch jetzt werden wir nur die Chance haben, den Kreislauf von immer mehr Ansteckungen zu durchbrechen, wenn wir unsere Kontakte merklich reduzieren. Jeder von uns sollte sich bewusst machen, wie viele Menschen er in der vergangenen Woche getroffen hat und diese Zahl nochmals reduzieren“, erläutert Ulrike Hart.

Weil aus Sicht des Gesundheitsamtes die spezifischen Maßnahmen in Schulen, Kindergärten und im Handel allein nicht ausreichen, sind ab Donnerstag folgende Einschränkungen notwendig:

1. Es gilt eine Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr. Sie tritt ab Donnerstag 21 Uhr in Kraft. Demnach darf das Haus nur noch aus denselben triftigen Gründen wie bereits im Winter verlassen werden.

Durch die Ausgangssperre erhofft sich das Gesundheitsamt eine grundsätzliche Reduzierung der Kontakte. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Ausgangssperren sehr wirksam sind. Sie führen zu einer Kontaktminderung von bis zu 47 %. Eine aktuelle Auswertung des Landesgesundheitsamtes ergab, dass in Landkreisen mit nächtlichen Ausgangssperren der Anstieg der Coronafallzahlen signifikant geringer ausfiel als in Landkreisen ohne eine nächtliche „Bleiben Sie Zuhause“-Regelung.

2. Es gilt ein Betretungsverbot für öffentliche Spielplätze, Grillplätze und Bolzplätze.

Die Erfahrungen zeigen, dass sich insbesondere hier Kinder, Jugendliche und Familien treffen. Da sich das Virus in diesen Gruppen aktuell besonders stark ausbreitet, sind auch hier weitere Kontaktreduzierungen notwendig.

3. Bei religiösen Veranstaltungen und Gottesdiensten müssen jedem Besucher mindestens 10 Quadratmeter Platz im Versammlungsraum zur Verfügung stehen.

So soll, ähnlich wie im Einzelhandel, auch hier sichergestellt werden, dass ausreichend Abstand eingehalten werden kann.

Landrätin Stefanie Bürkle und die Verantwortlichen der Kliniken und des Gesundheitsamtes machten im Rahmen einer Kreistagssitzung am Montag deutlich, wie ernst die Lage ist. Die Kliniken seien bereits jetzt an der Belastungsgrenze und es wäre damit zu rechnen, dass in den nächsten Wochen noch mehr Menschen, die jetzt an Corona erkrankt sind, einer Behandlung in der Klinik bedürfen. „Wir verimpfen allen Impfstoff, den wir bekommen, wir testen in jeder Gemeinde und in immer mehr Einrichtungen. Aber all das reicht derzeit noch nicht. Wir müssen auch über Ostern und bei Frühlingswetter unsere Kontakte reduzieren“, so Stefanie Bürkle.

Die Ausgangssperre hatte sie immer als „Ultima Ratio“, als sehr harte Maßnahme bezeichnet, die erst umgesetzt werden soll, wenn spezifische Einschränkungen nicht mehr ausreichen. „An diesem Punkt sind wir nun angekommen. Die Ausgangssperre ist ab sofort auch wirklich notwendig“, stellt die Landrätin klar.