Kultur & Archiv
Rassismus an der Krippe? - Vortrag zum Streit um den Ulmer Mohrenkönig
Dienstag, 5. Januar 2021, 19 Uhr
28.12.2020
Abbildung: Gasthaus „Mohren“ in Rottweil. Vorlage: Wiki Commons
Der Vortrag, den der Sigmaringer Pastoralreferent Hermann Brodmann mit Gedanken zum Fest Epiphanie einführt, kann über die Homepage des Landkreises Sigmaringen unter dem unten genannten Link abgerufen werden.
Für Rolf Waldvogel war die Entfernung der Dreikönige aus der Ulmer Münsterkrippe aus zwei Gründen verständlich: Wie er anhand eines Streifzugs durch die Dreikönigsdarstellungen in der Kirchenkunst beweist, passte die für einen Privathaushalt geschnitzte expressionistische Krippe nie in das liturgische Umfeld einer Kirche. Außerdem musste die Kirchenleitung dem zunehmenden Unbehagen an der heute als rassistisch zu wertenden Zerrfigur des dunkelhäutigen Königs Rechnung tragen. In der kirchlichen Tradition und Kunstgeschichte begegnet der dunkelhäutige König indessen nahezu durchgehend als junge und vornehme Gestalt ohne jede rassistische Verzerrung.
Unter den im Mittelalter bekannten drei Kontinenten verkörpert er Afrika und unter den drei Lebensaltern die Jugend bei der Anbetung des neu geborenen Gottessohnes und Erlösers durch die Menschen aus der gesamten Welt. Schließlich schlägt Waldvogel den Bogen zum "Blackfacing"-Vorwurf im Zusammenhang mit den Sternsingern. Er hält die Vorbehalte gegenüber dem Schminken von Kindern in ihrer Rigorosität für ebenso übertrieben wie die Forderung nach der Umbenennung von Mohrenstraßen.
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