Kultur & Archiv
Des sin Ziite – 034
21.04.2020
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Sie wissen mittlerweile um meine Vorliebe für prägnante Mundartgedichte, die mit ihrem sprachlichen Feinsinn und Nuancenreichtum Dinge unvergleichlich auf den Punkt zu bringen vermögen. Heute will ich Ihnen zwei Gedichte über die Zeit nahe bringen: einmal in lakonischem Radolfzeller Seealemannisch von Manfred Bosch, der nicht nur einer der besten Kenner der Literaturgeschichte am Bodensee und in Oberschwaben, sondern auch ein herausragender Mundartdichter ist und zu Recht für seine Verdienste auf beiden Feldern den Bodensee-Literaturpreis erhalten hat; und zum anderen von meiner Frau Irene Hedwig Weber, für die das Dichten von jeher Lebens- und Überlebenshilfe ist, in ihrem Kaiserstühler Heimatdialekt.
Des sin Ziite
von Manfred Bosch
I.
Sell sin halt no
Ziite gsi
wo se no
vu Hand
gsunge hond
II.
Etz hommer
disell Ziit
vu dere wo se
emol saget
Friener isch alls
besser gsi
III.
Siehsch
so schnell
bisch zfride
(aus: Manfred Bosch: Wa witt no meh. Alemannische Gedichte – herausgegeben von Siegmund Kopitzki, mit Grafiken von Susanne Kiebler. Meßkirch: Gmeiner-Verlag 2019, S. 93f.)
S’kummt und geht
von Irene Hedwig Weber
S’kummt
und geht
ob dr witt
oder nit.
Un des isch dei Glick.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Edwin Ernst Weber