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Corona als Impuls für Kreativität – 019


Die Balkonkonzerte zunächst im besonders schwer betroffenen Italien und mittlerweile in zahllosen anderen Ländern, allenthalben Gedichte, Lieder und Videoclips, die die Solidarität und möglichen Lernerfahrungen aus der Krise betonen, gehaltvolle und anregende Texte und Gedanken, Gottesdienste und Kulturangebote über Livestream und vieles mehr. Das Internet kann vieles kompensieren und ersetzen, was in der persönlichen Begegnung derzeit nicht mehr möglich ist. „Social distancing“ ist hier im Grunde der verkehrte Begriff, geht es dabei doch bei physischem Abstand um eine soziale Nähe der Menschen ganz neuer Art.
 
Ich profitiere mit meiner täglichen Kolumne enorm von dieser Kreativität und erhalte immer wieder von Weggefährten ebenso wie von mir bisher noch unbekannten Leserinnen und Lesern meiner Online-Rubrik Texte, Lieder, Videos etc. zugeschickt, so dass ich mittlerweile nicht selten bei den Veröffentlichungen die Qual der Wahl habe. Heute will ich Ihnen das Gedicht „Corona“ des Schweizer Autors und Erwachsenenbildners Max Feigenwinter vorstellen, das mir Dekanatsreferent Frank Scheifers empfohlen hat. Das Dekanat hatte in der Fastenzeit eine Veranstaltung mit Feigenwinter für Paare und andere Interessierte jeden Alters unter dem Motto „Behutsam achten das Ich und das Du, damit die Liebe bleibt und wächst“ geplant, was nun der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen ist und zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden soll. Max Feigenwinter ist, wie mir Frank Scheifers schreibt, ein Autor mit einer großen Sprachkraft und der Gabe, „das, was Menschen bewegt, sehr prägnant und lebensnah ins Wort zu bringen“.

Auf seiner Homepage (www.maxfeigenwinter.com) veröffentlicht er regelmäßig ein Gedicht der Woche.
 
 

Corona

von Max Feigenwinter
 
Es fällt schwer anzunehmen,
was in diesen Tagen geschieht.
 
Wir müssen auf vieles verzichten,
was bisher selbstverständlich war;
 
haben vieles nicht mehr,
das uns bisher Halt gab;
 
stehen vor Aufgaben,
die wir gemeinsam lösen
 
und existentiellen Fragen,
die wir beantworten müssen
 
und wir sind aufgefordert zu verantworten,
was wir tun und was wir nicht tun.
 
Wir müssen jeden Tag bewusst leben,
uns immer wieder neu einstellen,
die eigenen Möglichkeiten sehen,
unseren Beitrag leisten,
für Mitmenschen feinfühlig da sein,
ja sagen zum Unvermeidlichen
und glauben,
dass wir durch diese Situation reifen können.
 
 

Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Edwin Ernst Weber