Kreisgalerie


Aktuelle Ausstellung

„Peter und Jenny Reininger"

Künstler - Nachbarschaften IV

Nach zwei Ateliernachbarn, zwei Tür an Tür wohnenden Freunden und zwei bildnerisch tätigen Schwestern nimmt die Reihe „Künstler-Nachbarschaften“ der Kreisgalerie Schloss Meßkirch in einer vierten Ausstellung einen Vater und seine Tochter in den Blick. Der Maler und Kunsterzieher Peter Reininger (Jahrgang 1961) und die Kunststudentin Jenny Reininger (Jahrgang 2000) begleiten und inspirieren sich in familiärer Verbundenheit. Von Beginn erfährt Jenny die intensive Arbeit ihres Vaters als selbstverständliches Element in der Begegnung mit der Welt. Das kreative Miteinander ist schon immer intensiv, nicht zuletzt, weil Peter Reininger seine Tochter auch in der Schule, dem Gymnasium Mengen, unterrichtet hat. Inzwischen spielen die Impulse, die Jenny Reininger durch ihr Studium an der Kunstakademie Stuttgart erfährt, eine wichtige Rolle im Austausch der beiden, der stets von Offenheit und Neugier für den Blick des bzw. der anderen geprägt ist. So ist aus einer familiär gewachsenen eine selbst gewählte „Künstler-Nachbarschaft“ geworden – beileibe keine Selbstverständlichkeit, sind doch die Erfahrungen und Ansprüche an Kunst und Leben generationsbedingt unterschiedlich.

Unterwegs

Die Reiningers sind gerne unterwegs, und so war Jenny schon als Mädchen mit ihren Eltern auf zwei Weltreisen. Das Entdecken fremder Kontinente und Kulturen mit ihren Landschaften, Bauwerken und Menschen wurde Jenny gleichsam in die Wiege gelegt. Auf Reisen entdecken Vater und Tochter entweder gemeinsam oder für sich spannende Motive, die sie entweder vor Ort oder im Nachhinein „verarbeiten“. Sie suchen und diskutieren dabei die Möglichkeiten der bildnerischen Auseinandersetzung mit der erlebten, sichtbaren Wirklichkeit. Auch wenn ihnen dabei teilweise dasselbe begegnet, sehen sie nicht das Gleiche. Der besondere Reiz und die Herausforderung bestehen darin, den jeweils eigenen Zugang zu finden und ins Bild zu setzen.

Raum und Atmosphäre

Beide lassen sich von der Atmosphäre eines Ortes inspirieren, die sich über räumliche Strukturen, konstruktive Elemente, Bewegung und Licht vermittelt. Dauerhaftes und Flüchtiges finden Eingang in eine intensive zeichnerische oder malerische Auseinandersetzung. Raum, Zeit und Licht spielen dabei stets eine zentrale Rolle.

Peter Reininger zeichnet schnell und aus impulsiver Bewegung heraus. Lineare Strukturen und flächige Texturen überlagern und durchdringen sich, finden sich zu einem bewegten Spiel zwischen Konkretisierung und Auflösung. Ihn interessiert, wie sich das Gesehene mit dem Empfinden verbinden und sich im Tun zu einem lebendigen neuen Ganzen entwickeln lässt. Die Energie, die in der Bewegung des Zeichnens liegt, schlägt sich darin sichtbar nieder. Ein besonderes Augenmerk gilt den konstruktiven und räumlichen Strukturen, ob in Kirchen, Straßenfluchten oder Industriegebäuden.

Zwischen Abbild und Abstraktion

Jenny Reininger beschreitet ebenfalls Wege zwischen Abbild und Abstraktion. Sie arbeitet mit Kohle und schwarzer Kreide und wirft einen forschenden Blick auf raum-plastische Strukturen wie diejenigen der Altstadt in Prag oder der kubischen Inselarchitektur auf Santorin. Kompositorische Überlegungen stehen dabei ebenso im Fokus wie die Möglichkeiten und Grenzen des Zeichenmaterials. Durch die Übersetzung ins Linoldruckverfahren mit verlorener Platte gewinnen die Motive an Definition und Form, bilden so einen Kontrast zu den luftig leichten Wolkenstudien in Acrylmalerei. In einem spannenden fotografischen Ansatz nutzt sie die Wirkung tiefdunkler Raumfluchten für einen inhaltlichen Kontext mit Botschaft.

Erfahrung und Entwicklung treffen in dieser Künstler-Nachbarschaft aufeinander und sind für Vater und Tochter gleichermaßen bereichernd. Beide freuen sich am Austausch ebenso wie an den eigenen Wegen.

Anne Bösenberg

Die Ausstellung ist vom 7. April bis 2. Juni 2024, jeweils freitags bis sonntags und feiertags von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet

Hier finden Sie den Flyer zur Ausstellung


Daueraustellung

Integriert in das Kultur- und Museumszentrum Schloss Meßkirch hat seit März 2006 im Südflügel der Schlossanlage auf zwei Etagen und einer Gesamtfläche von ca. 450 qm die Kreisgalerie Schloss Meßkirch ihren Standort gefunden. Die Dauerausstellung im Erdgeschoss birgt in sechs Abteilungen ausgewählte Werke aus der Kunstsammlung des Landkreises Sigmaringen mit einer Bandbreite von der gotischen Plastik und barocken Altartafelbildern bis zu Werken zeitgenössischer Kunstschaffender. Die seit den 1980er Jahren unter qualitativen Gesichtspunkten aufgebaute Kreiskunstsammlung versteht sich als Dokumentation des kreisweiten und regionalen Kunstschaffens in seiner historischen wie gegenwärtigen Vielfalt.

Sammlungsschwerpunkte

Ihr besonderes Profil gewinnen Kunstsammlung und Kreisgalerie durch drei Sammlungsschwerpunkte: Der aus Mengen stammende Kubist und Pionier des modernen Holzschnitts Gottfried Graf (1881 – 1938) ist neben Ölbildern und Aquarellen mit einem breiten Querschnitt von Holzschnitten und Radierungen vertreten. Zu dem in Sigmaringendorf aufgewachsenen Bildhauer Anton Hiller (1893 – 1985) kann die Kreisgalerie neben Bildhauerzeichnungen eine dichte Abfolge von Bronze- und Holzplastiken vorweisen, die die spannende Entwicklung dieses Künstlers über nahezu 50 Jahre von figürlichen Anfängen bis hin zu einer weitreichenden Reduzierung und Vereinfachung von Form und Ausdruck im Alterswerk demonstrieren. Dem in Herkunft und Jugend eng mit Sigmaringen und dem oberen Donautal verbundenen Maler Albert Birkle (1900 – 1986) ist ein dritter Sammlungsschwerpunkt gewidmet, der neben Ansichten der heimischen Landschaft ausgewählte Werke im Stil des expressiven Realismus aus seiner wichtigsten Schaffensperiode in den 1920er Jahren enthält.

Wechselausstellungen

Der Sonderausstellungsbereich im Obergeschoss der Kreisgalerie versteht sich als Forum für die regionale und zumal die zeitgenössische Kunst. In den hohen und lichten Räumen, die bei Bedarf um ein benachbartes Turmzimmer erweitert werden können, werden jährlich vier bis fünf Wechselausstellungen gezeigt. Die Bandbreite reicht dabei von Einzelausstellungen, zumeist in Verbindung mit „runden“ Geburtstagen arrivierter Künstler aus Landkreis und Region, über jurierte Kreiskunstausstellungen und Gruppenausstellungen mit thematischem Zuschnitt bis hin zur Präsentation von Fotoarbeiten, historischer Druckgrafik oder auch von „Schätzen“ der regionalen Archäologie.

Weitere Informationen

Homepage des Schloss Meßkirch